Kirschen: Gemeinde Neidlingen

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Biosphärengemeinde Neidlingen

Die Kirschbaumgemeinde

Mit über 20.000 Kirschbäumen ist der Ruhm Neidlingens als eine der größten "Kirschenanbaugemeinden" im Land bis heute erhalten geblieben.

Besonders die Hanglagen zur Alb hin mit den besonders fruchtbaren Böden und guten klimatischen Bedingungen prädestinieren die Reußensteingemeinde für den Kirschenanbau.

Dieser setzte nach Überlieferungen wohl Anfang des 19. Jahrhunderts ein und erlebte in Neidlingen in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg einen wirtschaftlichen Höhepunkt. Die Handarbeit des Pflückens, ohne die es bei den Tafelkirschen nicht geht, ist damals leistungsgerecht bezahlt worden, sogar weit über den Preis vergleichbarer anderer Tätigkeiten.

Obwohl bei wirtschaftlicher Berechnung von Aufwand und Ertrag der Kirschenanbau heutzutage keine Bedeutung mehr hat, hat Neidlingen seinen Glanz als "Kirschengemeinde" bis heute nicht verloren. Gerade die Kirschenblüte, die die Landschaft rund um den Reußensteinort im Frühjahr in ein strahlendes Weiß taucht, wird dem interessierten Betrachter lange in Erinnerung bleiben.

Stand der Kirschblüte

Den aktuellen Blütestand unserer Kirschblüten finden Sie unter unseren News.

Ursprung und Geschichte der Kirsche

Die Kirsche, eine köstliche Frucht in Liedern besungen, gerühmt wegen ihres besonderen Aromas mit wohldosierter Mischung von Fruchtzucker und Fruchtsäuren, wo kommt sie her? Der Kirschenbaum als Steinobstgewächs aus der Familie der Rosengewächse hat seinen Ursprung genommen in den kleinasiatischen Küstengebieten des Schwarzen Meeres. Unter Alexander dem Großen haben Soldaten diese Obstart nach Griechenland und Italien gebracht, die Römer brachten sie später nach Mitteleuropa ins Land Germanien. Man kann annehmen, dass der Kirschenbaum früher hauptsächlich nur in den Gärten und Anlagen der Fürsten und Adligen kultiviert worden ist. Lange Zeit und noch im ausgehenden Mittelalter hat neben Weidewirtschaft und Ackerfrüchten, in unserer Gegen vor allem der Weinbau die Szene beherrscht.

Wohl als Folge des allmählichen Niedergangs des Weinbaus, als die Rebflächen am Kleinen Lichtenstein abnahmen, kam auch hier verstärkt der Obstbau auf, schon des Hausgetränks wegen. Der Most löste den Wein in den Kellern ab. Das Obst, so wurde bekannt, habe einen hohen Nähr- und gesundheitlichen Wert infolge seiner Hauptbestandteile Wasser, Kohlehydrate, Eiweiß, Fette, Öle, Nährsalze, Pflanzensäuren, Extraktivstoffe und Vitamine. In unserem Württemberg hatte sich insbesondere Herzog Christoph um 1560 mit dem Obstbau beschäftigt. Er ließ u.a. in Kirchheim unter Obstgärten anlegen und aus Frankreich Obstbäume kommen. Nach dem Rückgang im 30-jährigen Krieg hat Friedrich der Große um1750 den Obstbau sozusagen verordnet, z. B. die Anpflanzung von Obstbäumen an Landstraßen. Der Überschuß an Obst sei, so hieß es, zu backen (dörren) und den Städtern zum Verkauf zuzuführen. Noch herrschte bei uns infolge künstiger klimatischer Bedingungen der Weinbau vor, doch hat dann insbesondere Dr. Karl Friedrich Eduard Lucas, Direktor des Pomoligischen Institus in Reutlingen, Pionierdienste für den Obstbau am Albtrauf geleistet. Der Siegeszug begann um die Mitte des vorigen Jahrhunderts.

Es zeigte sich, dass der Kirschenanbau nicht überall möglich und lohnend war. So kristallisierten sich bald Schwerpunkte heraus, z. B. Hanglagen zur Alb hin mit guten kleinklimatischen Bedingungen für die Kirsche und entsprechenden Böden. Besonders prädestiniert war Neidlingen mit dem eingeschlossenen Talkessel. Die Kirschenbäume prägten mehr und mehr das Landschaftsbild. Bereits um die Jahrhundertwende war die Kirschenerzeugung in Neidlingen zu einem beachtlichen Erwerbszweig geworden.

Auszug aus dem Buch von Karl Kutteruf:
Neidlingen im 20. Jahrhundert - 150 Jahre Kirschenanbau in Neidlingen